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Poletajew

Tatjana Poletajew

Wissenschaftlicher Werdegang

04/2015 - 11/2017
Stipendiatin im Graduiertenkolleg "Materialität und Produktion"
04/2014 - 09/2014
Studentische Hilfskraft am Lehrstuhl für Europäische Expansion, Historisches Institut, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
10/2011 - 03/2014
Masterstudium der Global History an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

10/2008 - 07/2011
Bachelorstudium der Geschichte und Politikwissenschaft im integrierten deutsch-französischen Studiengang an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und Université de Provence Aix-Marseille I, Aix-en-Provence

Abstract des Dissertationsprojektes

Die Lichtbildvorträge der Deutschen Kolonialgesellschaft und ihrer Nachfolgeorganisationen: imperiale, nationale und transregionale Räume (1887-1943)
Im Zentrum der Dissertation stehen die Konstruktion und Verbreitung der im Zuge der europäischen Expansion entstandenen realen und mentalen Repräsentationen von 'Heimat' und 'Fremde', vom 'Selbst' und vom 'Anderen'. Das durch Reisende, Beamte und Wissenschaftler nach Europa gebrachte Wissen über die Kolonien wurde visualisiert und in der Bevölkerung medial verbreitet. Dies geschah anhand unterschiedlichster Medien: Postkarten, Fotografien und Völkerschauen sollten die Verhältnisse in den Kolonien so 'real' wie möglich abbilden. Koloniale Literatur und Presse sowie Reiseberichte konstruierten und bestärkten parallel dazu die Narrative im Kolonialdiskurs des Kaiserreiches und des Kolonialrevisionismus während der Weimarer Republik und im Dritten Reich.
Eine zentrale Filter- und Verbreitungsfunktion in diesem kolonialen Transferprozess nahm dabei die 1887 gegründete Deutsche Kolonialgesellschaft (DKG) als größter und wichtigster Interessensverband ein. Neben der politischen Lobbyarbeit bestand die Hauptaufgabe der Organisation vor allem in der Werbung für die 'Koloniale Sache' in der Bevölkerung. Dabei waren Lichtbildvorträge in der Arbeit der DKG zentral. Diese mit Dias untermalten Vorträge, die in der Zeit von 1888 bis 1943 in Gemeinde- oder Vereinshäusern, Schulen und Kinosälen gehalten wurden, waren publikumswirksame Abendveranstaltungen und ein wichtiger Teil der Öffentlichkeitsarbeit der DKG und ihrer Nachfolgeorganisationen, der Kolonialen Reichsarbeitsgemeinschaft (KORAG) und dem Reichskolonialbund (RKB).
Die in der einschlägigen Forschung kaum beachteten Lichtbildvorträge der DKG werden in der Dissertation in den Kanon der bisher untersuchten Medien aufgenommen. Sie eignen sich durch das Zusammenwirken von Text- und Bildquelle besonders gut das noch nicht zureichend erforschte "Verhältnis von Schriftdiskurs und Visualisierung des anthropologischen Wissens im kolonialen Wissenstransfer" (Gouaffo 2007) zu untersuchen. Die Erweiterung des Quellenkorpus deutscher Kolonialgeschichte um die 'Quellengattung Lichtbildvortrag' und eine interdisziplinäre Analyse der Vorträge anhand historischer, kunsthistorischer und medienwissenschaftlicher Methoden ist somit primär das Ziel des Dissertationsprojektes. Weiterhin stehen Fragen nach Wechselwirkung von zwischen den Kolonien und den europäischen 'Mutterländern', insbesondere die Auswirkung der kolonialen Erfahrung auf die Gesellschaften der Kolonialmächte im Fokus. Zudem werden die in der Globalgeschichte oft eher theoretisch gehaltenen Konzepte von Transregionalität und Translokalität an konkreten historischen Fallbeispielen des rheinländischen Kolonialismus nachvollzogen.

Verantwortlichkeit: