Handarbeit und Maschinenästhetik. Oberflächen als Arbeitsspeicher in der Kunst des 20. Jahrhunderts
Trotz der Konjunktur des "Idea"-Konzepts, das einen "Raffael ohne Hände" erträumte, galt die Oberfläche eines Kunstwerks lange Zeit als hoch geschätzter Niederschlag des künstlerischen Schöpfungsprozesses. Dieser Wertschätzung der Oberfläche liegen Authentizitätsvorstellungen zugrunde, welche die künstlerische Idee eng mit der ausführenden Hand verbinden. Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts trat dem der Ruf nach einer "Mechanofaktur" neuer, zeitgemäßer Produktionsweisen zur Seite. Allerdings verdanken sich die Oberflächen dieser "Maschinenästhetik" bis heute häufig intensiver Handarbeit, die jedoch meist nicht diejenige des Künstlers ist. Andererseits garantiert auch die demonstrative Spur der Hand keineswegs die individuelle Arbeit des Künstlers. Von daher ist zu fragen, was die Oberflächen kommunizieren. Dies soll anhand von Gegenüberstellungen unterschiedlicher Materialien und ihrer jeweiligen Bearbeitungsweisen - etwa Anthony Gormleys "Field" aus handgeformten Tonfiguren gegenüber Jeff Koons fakturlosen Edelstahlskulpturen - erörtert, entsprechende Produktionsprozesse durchleuchtet und Auswirkungen auf die Konzeptualisierung künstlerischer Arbeit erörtert werden.