Danebrock
Friederike Danebrock
Wissenschaftlicher Werdegang
04/2015 bis 03/2018
Stipendiatin im Graduiertenkolleg "Materialität und Produktion"
09/2014 bis 12/2014
Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Englischen Seminar I der Universität zu Köln
04/2012 bis 03/2015
Masterstudium Anglophone Literature(s) and Culture(s) und Deutsche Sprache und Literatur, Universität zu Köln
10/2009 bis 09/2014
Stipendiatin des Deutschlandstipendiums
10/2009 bis 08/2014
Studentische bzw. wissenschaftliche Hilfskraft am Englischen Seminar I der Universität zu Köln
04/2008 bis 03/2012
Bachelorstudium English Studies und Deutsche Sprache und Literatur, Universität zu Köln
Abstract des Dissertationsprojektes
Re_Cycling Fiction. Keeping Track of Frankenstein
Die Geschichte Frankensteins und seiner Kreatur thematisiert nicht nur Produktions- und Schöpfungsprozesse, sondern wird selbst als literarisches Werk immer wieder zum Ursprung kultureller (Re-)Produktion. Die Produktivität Victor Frankensteins, von der wir in Mary Shelley's Roman erfahren, setzt gleichzeitig eine nicht enden wollende Folge von Texten und Bildern in Gang, in der die Figuren des Romans recycelt werden.
Diese zweifache Relevanz des Shelley'schen Texts ermöglicht eine Verknüpfung mit mehreren aktuellen theoretische Debatten: So zum Beispiel mit Diskussionen um eine Theorie der Kreativität, die für eine ontogenetische statt einer ontologischen Perspektive, für eine Betonung des Werdens gegenüber dem Sein plädiert. Hier bietet sich Frankensteins Kreatur als Denkfigur an, ein Geschöpf, welches in seiner paradoxen Unvollkommenheit den Prozess des Werdens fixiert und materialisiert. Gleichzeitig kann, auf der übertextlichen Ebene, der in der Kreativitätstheorie laut werdende Ruf nach Anschlussfähigkeit in Netzwerken als Bewertungskriterium für kreatives Handeln in Verbindung mit der Zirkulationskraft des Shelley'schen Textes in seinen diversen Reproduktionen thematisiert werden.
Auf ähnliche Weise eröffnet diese Mobilität der Charaktere und Elemente aus Frankenstein eine Debatte um den existentiellen Status fiktionaler Figuren. So versteht Bruno Latour die "Wesen der Fiktion" als unauflösbar zweiseitig, ebenso von Material wie Form abhängig; Wesen, die nur durch die Zirkulation oder Verlängerung, die der Rezeptionsvorgang darstellt, zur Existenz gelangen. Die Geschichte Frankensteins bietet sich aufgrund ihrer außergewöhnlich hohen (Re-)Produktionskraft in diesem Zusammenhang als 'test case' an, um die Forderungen Latours - zum Beispiel nach einer Abschaffung der Logik der Repräsentation - auf die Probe zu stellen. Auch Aspekte von Mimesis und Performanz, von Intertextualität, und von Affekt und Reproduktion fordert das 'Phänomen Frankenstein' als Diskussionsgegenstände nahezu ein.
Die Metapher des 'Recyclings' soll dabei durch eine Untersuchung führen, die sich mit der Produktivität der Geschichte Frankensteins als beachtenswertes Faktum an sich auseinandersetzen und dabei über die Interpretation einzelner Texte hinausgehen und die Geschichte Frankensteins für aktuelle theoretische Debatten fruchtbar machen soll. In seiner nun bald 200 Jahre währenden Geschichte ist Shelleys Roman in außergewöhnlichem Maße kulturell produktiv gewesen - virtuell ebenso wie materiell - und kann daher wertvolles Material für eine Konkretisierung dieser theoretischen Diskussionen um Kreativität, Produktion und Nachahmung liefern.
Kontakt
friederike.danebrock(at)hhu.de